Ich möchte im ersten Teil unseres heutigen gemeinsamen Vortrages Ihnen das Thema der
Endoskopie näherbringen und Sie mit der Faszination dieses Gebietes vertraut machen,
bevor Herr Preusser-Atrea im zweiten Teil des Vortrages Ihnen die aktuelle Revolution,
die sich in unserem Fachgebiet abspielt, näher erklären wird und basieren darauf auch,
dass Ludwig Demling Zentrum, was wir gründen werden, vorstellen wird.
Nun, wenn man sich mit dem Thema Endoskopie beschäftigt, fragt man sich zunächst einmal,
was bedeutet Endoskopie? Das bekommt aus dem griechischen und heißt in das Innere des Körpers
schauen. Warum wollen wir das eigentlich überhaupt? Nun, wir wollen, wenn wir den
begründeten klinischen Verdacht haben, dass eine Erkrankung im Inneren des Körpers vorliegt,
natürlich diese Erkrankung sehen und genauer diagnostizieren. Wenn wir eine Erkrankung bereits
kennen, möchten wir gerne die Erkrankungsaktivität bestimmen und auch die Ausdehnung der Erkrankung
genau beschreiben. Schließlich spielt die Endoskopie eine immer größere Rolle bei der
Therapie internistischer Erkrankungen. Denken Sie an die Entfernung von Polypen im Dickdarm
oder an die Blutstellung bei unklaren Blutungen im oberen Verdauungstrakt. Last but not least
spielt die Endoskopie eine große Rolle bei der Überwachung und bei der Früherkentung
bösartiger Erkrankungen. Denken Sie beispielsweise an die Darmkrebsvorsorge. Wenn wir im Alltag
von Endoskopie sprechen, reden wir in der Gastroenterologie in meinem Spezialgebiet
eigentlich vor allem über zwei unterschiedliche Untersuchungen, die Sie hier auf diesem Tier
einmal dargestellt sehen. Das ist auf die linken Seite die Magenspiegelung, wo wir die Erkrankungen
der Speiseröhre des Magens und des oberen Dünndarms, des sogenannten Zwölffingerdarms,
uns anschauen und wir reden über die Darmspiegelung, die sogenannte Koloskopie, hier rechts im Bild
zu sehen, bei der wir mit einem Endoskop vom Enddarm ausgehend den gesamten Dickdarm uns
anschauen können und auch das Ende des Dünndarms, das sogenannte Terminale Ilium, erreichen können.
Ich möchte nun ein wenig in die Details gehen, was wir mit solchen Techniken heute erreichen können.
Ich beginne mit der Magenspiegelung. Die Magenspiegelung hat auch einen gewissen Bezug zu Erlangen,
denn es war ein ehemaliger Erlanger Ordinarius Adolf Kussmaul, der die weltweit erste Magenspiegelung
durchführte. Er war in Heidelberg lange Zeit, ist dann Ordinarius nach Erlangen berufen worden und
wechselte von dann nach Freiburg und schließlich in Straßburg. Die erste Magenspiegelung unternahm
er in Freiburg und unternahm diese in einer Wirtsschenke. Warum, werden Sie gleich sehen.
Die Endoskope zu dieser Zeit waren unglaublich dick und sie waren steif und so war es nur einem
Schwertschlucker damals möglich, die erste Magenspiegelung überhaupt zu tolerieren und das
hat er auch nur geschafft, nachdem er reichlich Alkohol getrunken hat. Und so können Sie sich
vorstellen, dass diese Art der Untersuchung nicht besonders effektiv war und so hat Herr Kussmaul
selber gesagt, dass die Spiegelungsmethode, die er da entwickelt hat, doch keinen großen Nutzen zu
haben schien. Das hat sich aber in den folgenden Jahren geändert. Es wurden nämlich statt starrer
Geräte semi-flexible Geräte, die zumindest eine gewisse Anpassung an die Anatomie der Verdauungsorgane
ermöglichten, in die Klinik eingeführt und das war auch ein deutscher Rudolf Schindler,
der das in den 30er Jahren in die Klinik einführte. Ein semi-flexibles Gastroskop,
wenn Sie aber auf den armen Patienten schauen, der da untersucht wird, sieht das nicht sehr
angenehm aus und das ist in der Tat der Fall. Auch diese Geräte waren noch sehr, sehr dick und es
bedurfte besonderer Untersuchungstechniken mit einem überstreckten Nacken, um diese Endoskop
überhaupt in den Magen einführen zu können. Es war dann wieder ein Erlanger Ordinarius,
der die Sache voranbrachte und das war Norbert Henning, der wichtige Innovationen in dem Gebiet
der Magenspiegelung in den Alltag einführen konnte. Er entwickelte nämlich den Biopsie-Kanal,
aufgrund derer wir heute in der Lage sind, Biopsiezangen in Körperhöhlen einzuführen und
Gewebsproben zu entnehmen, die dann zur Diagnostik genutzt werden. Er führte auch die Fotodokumentation
ein, etwas was heute selbstverständlich erscheint. Früher hat man ja auch die Befunde aufgemalt.
So sehen Sie, ist die Geschichte der Magenspiegelung eng mit Erlangen verbunden und wenn wir die
Magenspiegelung uns heute anschauen, haben wir es mit solchen Geräten zu tun, die relativ komplex
sind, die aber extrem flexibel sind, wie sie an der Biegung dieser Schläuche unschwer erkennen können.
Presenters
Prof. Dr. Markus Neurath
Prof. Dr. Raja Atreya
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:56:03 Min
Aufnahmedatum
2014-11-17
Hochgeladen am
2014-12-02 13:52:44
Sprache
de-DE
Die endoskopisch molekulare Bildgebung stellt ein neuartiges diagnostisches Verfahren dar, welches zukünftig eine frühzeitige Diagnose von Erkrankungen, sowie das Therapiemonitoring von Medikamenten ermöglichen kann.